Oder wie bringe
ich meinem Kind bei, dass Geometrie Spaß machen kann?
Ein Erfahrungsbericht von Anne Zandt
Vor ein paar Jahren hatte
ich zu Hause das Phänomen, dass meine Tochter zwar Mathe nicht doof fand, Geometrie aber für absolut überflüssig
hinstellte. Egal was ich ihr sagte, es half nichts: „Geometrie braucht kein
Mensch!“ bekam ich immer wieder zu hören.
Also stand ich vor der
Frage: Wie bringe ich meinem Kind bei, dass Geometrie Spaß machen kann und man
es im normalen Leben sogar gebraucht?
Ich ließ sie erst einmal
in Ruhe und kramte folgende Utensilien zusammen:
1 Blatt Papier, 1
Rechner, 1 Zirkel, 1 Lineal, einen großen Bastelkarton, 1 Schere, und 2
verschiedene Stoffe, 1 Bleistift und einen Filzstift, die Schultasche meiner
Tochter und meine Nähmaschine.
So ausgerüstet haben ich
mich dann im Garten mit meiner Tochter an den Tisch gesetzt und habe ihr
(zugegeben: unter Protest) klargemacht, sie müsse jetzt doch Geometrie lernen.
Folgende Unterhaltung
fand in etwa statt:
„Jetzt zeige ich dir ganz
einfach, wofür du Geometrie brauchst.“ „Oooch Mama Schule ist aus!!!“
„Sag mir mal, was du so immer
mit in die Schule nimmst.“ forderte ich sie auf und bekam zur Antwort: “…1
Ordner, ein paar Hefte, Federmappe, Rechner, etwa 3-4 Bücher – und was ich
sonst noch so brauche. Aber was hat das mit Mathe zu tun?“
„Das zeige ich dir, wenn
du die Sachen, die du gerade aufgezählt hast, hier auf den Tisch auf einen
Haufen legst.“
Gesagt getan. Da lagen
jetzt die ganzen Sachen auf einem Haufen und ich ließ mein Töchterchen
ausmessen wie viel Fläche die Sachen im optimalen Fall auf dem Tisch benötigten
und welche Höhe dieser Schulsachenberg hatte. Dabei kam heraus, in einem Kreis
von etwa 30cm ließen sich alle Schulsachen nebeneinander platzieren, bei einer
Höhe von 32cm (das war der Ordner)
Ich ließ sie die Sachen wieder wegräumen und
zeichnete in der Zeit schon einmal einen Kreis auf das Blatt Papier. Jetzt
fragte ich sie nach der Formel um den Umfang des Kreises zu berechnen. D x π
(Durchmesser x 3,14) „Gut“ sagte ich, „dann rechne mal den Umfang aus“ Diese
Rechnung mit Ergebnis schrieb sie auf die Rückseite des Blattes. Nun musste sie
neben den Kreis ein Rechteck mit der Größe des halben Umfangs x der Höhe
aufzeichnen. „Mama was soll das, und warum muss ich das jetzt machen? Willst du
nicht nähen? Ich hab keinen Bock Mathe
zu machen!!!!“
„ Nein mein Kind, ich will nicht nähen, aber du.“ :-)
Da saß sie
nun, und verstand die Welt nicht mehr. Erst erzählte ich ihr wir machen Mathe
und jetzt sagte ich sie soll nähen… „Weißt du, ich habe mir gedacht, du brauchst mal eine neue Tasche und die
wirst du dir gleich nähen. Und damit du mir nachher nicht wieder erzählst, es
passt nicht alles rein, habe ich dich das ausmessen lassen. Was wir gerade
gemacht haben, ist der Anfang eines Schnittmusters. – Hast du Lust?“
Sie hatte - und so kam
dann dieses Schnittmuster zustande.
Wir haben noch die
Nahtzugaben 1 cm dazu gezeichnet, die Breite der Taschenbügel auf 6 cm
festgelegt (Zeichnung inkl. Nahtzugabe) und dann die Maße auf den Bastelkarton
übertragen. Diese Teile haben wir dann ausgeschnitten und fertig war unsere
Schablone.
Mit Hilfe des
Filzschreibers (natürlich geht auch Schneiderkreide) wurden die einzelnen
Schnittvorlagen auf die linke Seite der Stoffe übertragen, dann ausgeschnitten
und zu guter Letzt mit der Maschine zusammen genäht. Die beiden Hänkel werden
auf die gewünschte Länge zusammengeknotet – fertig.
Mittlerweile besitzen wir
mehrere Taschen in verschiedenen Größen, denn meine Jüngste wollte natürlich
auch eine, aber die haben wir dann ihrer Größe angepasst.
Meine Töchter sagen auch
nicht mehr, das eine oder andere Schulfach braucht man nicht, sondern kommen
mit der Frage: „Mama wie geht das? Kannst du mir das mal erklären?“ Das tue ich
natürlich gerne aber es ist schon eine Herausforderung, für die
unterschiedlichen Probleme immer wieder neue Basteleien oder „kreative
Erklärungen“ zu finden. Oft gelingt mir das auch nicht.
Vielleicht hast du ja ähnliche Erfahrungen gemacht. Wenn ja, schreib sie mir
Tipp:
nähe immer ein Futter ein, denn dann
verschwinden alle Stoffränder zwischen den Stoffen und die Tasche wird stabiler
und sieht ordentlicher aus. Verbindungsnähte zu den Taschenbügeln ruhig im Zickzack
oder mit einer Doppelnaht versehen, sieht gut aus und macht das ganze reißfester.
Für die Außentasche
nehmen wir Jeans- oder fester gewebten Deko-Stoff und für die Innentasche
(einschließlich Bügel) einen dehnbaren weicheren Stoff wie Jersey. Aber das
kann jeder halten wie er es mag und was der Stoffvorrat so hergibt. Alte
Tischdecken, Jeans … alles lässt sich verarbeiten. Bestempel, schabloniere und
dekoriere deine Stoffe wie immer du willst.
Wenn du eine schöne Nähanleitung für meine Tasche haben möchtest, klicke hier
Barbara hat diesen von mir geschriebenen Artikel vor knapp einem Jahr bei den Kreativtestern gelesen und ausprobiert.
Viel Spaß beim Nachmachen!
Liebe Grüße,
Anne
Liebe Anne,
AntwortenLöschenvielen Dank, für die Anleitung,
ich nähe die Tasche bereits seit 10 Jahren
und habe mir das Schnittmuster
(hab ich mal mit dem dazugehörigen Stoff
bei P**ff gekauft)
verkleinert, um so meinen Enkeln kindgerechte Lieblingstaschen zu nähen.
Ich schneide die Stoffe gleich mit den Tragebändern zu, um eine zusätzliche Naht zu vermeiden.
Liebe Grüße
Nähoma
Liebe Nähoma, Danke für deinen Kommentar!
LöschenIch glaube diese Tasche gibt es in jeder erdenklichen Variation. Wir hatten damals nur Stoffe mit einer Länge von 50 cm und so ist es zu den geteilten Tragebändern gekommen. Das Wichtigste war jedoch, dass meine Kinder den Spaß an Mathe nicht verlieren.